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Kulturzentrum Herrenberg BA I

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Sede
Tübinger Straße 36, 71083 Herrenberg, Germania
Anno
1994

Das Hofscheuerareal
Städtebauliche und historische Situation
Die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude, Hofscheuer, Wohnhaus und Waschhaus sind Teil einer historischen Hofanlage. Die Gebäude gehören zu den ersten Häusern, die außerhalb der Stadtmauern erbaut wurden. Bauart und Ausbau des Wohnhauses zeugen für eine Bauzeit im ausgehenden achtzehnten Jahrhundert. Ausmaß und Qualität der Scheune könnten ein Hinweis auf die Nutzung als Lagerhaus für einen Händler oder dergleichen bieten. Das Volkshochschulgebäude aus dem Jahre 1898 mit seinem Erweiterungsgebäude aus dem Jahre 1962 bilden mit dem Neubau der Stadtbibliothek die Gebäudegruppe zu einer städtebaulichen Einheit. Ein geplanter öffentlicher Durchgang (BAIII) im Volkshochschulgebäude erschließt die Hofanlage von der Markusstrasse und bildet eine Fußwegspange über den Hasenplatz zur Altstadt.

Nutzungskonzept der Hofanlage
Der Hofraum stellt das Bindeglied kultureller Nutzungen dar. Das Wohnhaus (BAII) wird der Volkshochschule als Erweiterung dienen. Das Waschhaus als Abstellraum ergänzt die Nutzung des Hofraumes für kulturelle Veranstaltungen. Die Hofscheuer (BAI) als Stadtbibliothek eingebunden in ein Areal schon bestehender und zukünftiger kultureller Nutzung, repräsentiert durch Größe und Dominanz am Hasenplatz das neue Kulturzentrum.

Vom Lagerhaus zur Stadtbibliothek

Aufgabenstellung
Die Stadt Herrenberg mit ca. 50 000 Einwohner, sah für die neue Stadtbibliothek 1 250 qm Nutzfläche und ca. 56 000 Medieneinheiten vor. Diese Fläche stand in der Hofscheuer nicht zur Verfügung. Die fehlende Fläche wurde durch einen Neubau für Jugend- und Kinderbereich ergänzt. Das Landesdenkmalamt forderte größtmöglichen Substanzerhalt beim Umbau. Im Widerspruch dazu standen Forderungen des Baurechtes, Brandschutzes, der Tragwerksplanung, der technischen Ausstattung und nicht zuletzt der zukünftigen Nutzung als moderne Bibliothek mit allen notwendigen Funktionen. Es war notwendig ein Gesamtkonzept zu entwickeln das die Anforderungen aller Beteiligten respektiert.

Grundgedanke
Das historische Lagerhaus als Bibliothek, in der Medien der Vergangenheit / Gegenwart und Zukunft gesammelt werden, ein Ort, der Raum bietet für unsere literarische Kultur. Unsere Intension als Architekten lag darin, die Geschichte der Hofscheuer baulich aufzuzeigen, und Veränderungen als Gegensatz zur Historie im Wechselspiel zwischen Altem und Neuem erlebbar zu machen. Die notwendigen konstruktiven und funktionalen Eingriffe durften sich nicht verstecken. Sie repräsentieren die heutige Nutzung als Bibliothek und zeigen durch ihre Gestalt die ehemalige Nutzung der Hofscheuer auf. Gleichzeitig sollten die neuen Bauteile (z.b. Fluchttreppenturm, Aufzug) Assoziationen in der historischen Nutzung wecken. Die Bauaufgabe der Hofscheuer wurde von uns immer innerhalb eines Gesamtkonzeptes gesehen. Unsere Grundhaltung spiegelt sich in der räumlichen und funktionalen Integration der neuen Nutzung wieder und keinesfalls im Umbauen und Modernisieren. Wir verstanden unsere Aufgabe darin, die Unzulänglichkeiten des historischen Gebäudes in eine spürbare und erlebbare Qualität zu verwandeln. Die erlebbare Historie des Gebäudes provoziert den Besucher zur Auseinandersetzung mit dem Gebäude und schildert die Unverwechselbarkeit dieses Ortes.

Räumliche und funktionale Integration
Das Konzept verfolgt das Ziel die kleinteilige historische Nutzung des Erdgeschosses als Wirtschaftsteil der Hofanlage und die Lagerebenen mit Ihrem geschossübergreifenden gesamträumlichen Charakter zu erhalten. Der Neubau sollte dabei als Teil der Gesamtanlage angebunden werden. Im Erdgeschoß der Hofscheuer ist durch Erhalt der Bundwände die ehemalige Nutzung erlebbar. So dient heute die zweigeschossige Tennenzufahrt dem Eingangsbereich, der Kuhstall mit seinen Öffnungen zum Futtergang, als Annahme und Rückgabe der Verbuchungszone und eine weitere Scheunenzufahrt dem Nahbereich. Im Rückbereich des Erdgeschosses wurden die Bundwände gekappt, dadurch entstand eine Querachse, die den räumlichen Bezug zum Neubau herstellt, und in Verbindung mit den Treppen und dem Aufzug die Obergeschosse erschließt. Die grau gestrichenen Stahlkonstruktionen unterstützen durch ihren Material- und Farbfluß die räumliche Führung horizontal als auch vertikal, und stehen symbolisch für den Eingriff in die Substanz und die neue Nutzung als Bibliothek. Die geringen Raumhöhen der Obergeschosse, die aufgrund der alten Holzkonstruktion vorgegeben waren, wurden durch Zuordnung von Galerien und Lufträumen kompensiert. Aufenthalt- und Gehbereiche wurden den Lufträumen zugeordnet. Die durch die Nutzung als Bibliothek bedingten Konstruktionen und Einbauten halten Abstand zur umgebenden historischen Hülle, somit bleibt eine einfache und klare Raumkontur der Scheuer erlebbar. Die Standflächen für Bücherregale wurden an den Giebelseiten des Gebäudes vorgesehen. Die Stirnseiten der Regale formulieren einen zentralen Innenraum im Bereich der Lufträume. Der Dachraum hat das nötige Volumen für kulturelle Darbietungen und ist gegenüber dem eher mystischen Veranstaltungsraum im Gewölbekeller lichter und offener. Die Firstverglasung bringt das notwendige Tageslicht für diesen mehrfach genutzten Bereich. Die konstruktiven Merkmale des Dachstuhles, unterstützt durch den Erhalt der alten Dachlatten, Holzbohlen und Treppen, die bis unter die Firstverglasung führen, binden die historische Hülle, und lassen die ehemalige Nutzung als Heulager nachempfinden. Dem Neubau wurden Verwaltung, Jugend- und Kinderbereich zugeordnet. Der Grund hierfür lag in der offenen Konstruktion des Altbaues (Schallschutz) und in den Möglichkeiten der Tageslichtführung.

Wettbewerb
1. Preis 1|1990

Aufgabe
Stadtbibliothek

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