Foto © Jens Willebrand
Bild © Eike Becker
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Fling - Haltestelle Hauptbahnhof Leipzig

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Standort
Willy-Brandt-Platz, Leipzig, Deutschland
Jahr
2006

Wie in vielen deutschen Großstädten werden auch in Leipzig der Platz und die Straße gleich vor dem Hauptbahnhof von einer großen Haltestelle für Straßenbahnen und Omnibusse dominiert. An diesem Verkehrsknoten gibt es pro Werktag fast 3000 Ankünfte und Abfahrten; an diesem Verkehrsknoten steigen pro Werktag etwa 70000 Menschen ein und aus.

Über die 8 Spuren des einer Autobahn gleichenden, inneren Stadtringes hinweg versucht die Haltestelle eine Verbindung zwischen dem riesigen Kopfbahnhof im Norden und dem historischen Zentrum im Süden zu schaffen. Die etwa 126 mal 27 Meter messende, gedeckte Anlage lässt daher in ihrer Mitte einen breiten Streifen offen, sodass die Achse vom Bahnhof zum Stadtkern ein wenig betont wird.

Mit der Um- und Neugestaltung der Haltestelle wurde die Zahl der Bahnsteige – bei gleich bleibender Zahl der Bahngleise und gleich bleibender Größe der Fläche – von 4 auf 3 beschränkt; wodurch nun den Fahrgästen wesentlich mehr Raum zur Verfügung steht. Von den 6 jeweils gut 46 Meter langen Dächern sind die 4 äußeren etwas schmaler, die 2 inneren etwas breiter. Es handelt sich um Konstruktionen aus Stahl, mit jeweils 6 schlanken Stützen in der Mitte, einem Längs- und Hauptträger am First sowie mehreren Quer- und Kragträgern. Die 3 Bahnsteige lassen sich an ihren Enden und in ihrer Mitte überqueren. Der Bodenbelag gibt der gesamten Anlage den Umriss eines langen Rechtecks.

Die Unterseiten der Bahnsteigdächer wurden durch den Künstler Carsten Nicolai gestaltet. Er ließ eine Oberfläche aus Milch verschieden stark beschallen, bis sie verschieden stark zu kräuseln begann. Das Foto des Interferenzmusters wurde, um ein Zigfaches vergrößert, auf Polyesterbahnen gedruckt. Diese wurden zwischen Schichten aus PVC gelegt, diese auf Rahmen gespannt, diese auf die Träger gelegt. Zwischen der Ober- und der Unterseite der Bahnsteigdächer liegen Neonröhren, die das Bild – es sieht einer zarten, dichten Wolkendecke ähnlich – bei Dunkelheit zu seiner deutlichsten Erscheinung bringen.

Als ein Objekt, das sich zwischen Architektur und Design bewegt, ist die Haltestelle ohne Zweifel stark von ihrer Ausstattung geprägt. Dazu gehören 8 Anzeigentafeln, 8 Fahrscheinautomaten, 2 Kioske und 47 Sitze. Die für je 2 Personen gedachten Glasblöcke sind von innen beleuchtet. An den Längsseiten stellen sie, auf das Wesentliche ihrer Gestalt beschränkt, viele Sehenswürdigkeiten der Stadt Leipzig dar, unter ihnen etwa die Thomaskirche und die Nikolaikirche, das Gewandhaus und das Schillerhaus, den Wildpark und den Zoo. Ob Bewohner oder Besucher, wer hier auf Bahn oder Bus zu warten hat, bekommt eine Einladung zur Erkundung der Stadt.

Zeit
2004–2006

Auftraggeber
Leipziger Verkehrsbetriebe (LBV) GmbH

Auftragsart
Realisierungswettbewerb, 1. Preis

Projektteam
Eike Becker_Architekten

Fachplaner
Ebert Ingenieure Leipzig GmbH (Haustechnik), Light-Tech Handels-GmbH und Lumino Licht Elektronik GmbH (Lichtdach), Müller Offenburg GmbH & Co. KG (Stahlbau), Carsten Nicolai (Kunst), Professor Pfeifer und Partner Ingenieurbüro für Tragwerksplanung (Tragwerk), Schlotfeldt Licht GmbH (Licht)

Bruttogeschossfläche oberirdisch
10300 qm

Bruttorauminhalt oberirdisch
100 kbm

Baukosten
11 Mio. Euro

Literatur
Baumeister. Neue Projekte, Sonderveröffentlichung/special edition Oktober 2006, S. 54–55; Bund Deutscher Architekten (BDA) Landesverband Sachsen (Hg.), Architektur in Sachsen. Zeitgenössisches Bauen seit 1991, Leipzig 2011, S. 60; Engelbert Lütke Daldrup (Hg.), Pläne, Projekte, Bauten. Architektur und Städtebau in Leipzig 2000 bis 2015, (o.O.) Berlin 2005, S. 104–105

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